Sabine Spieker - die etwas andere Musikerin

Ganz häufig werde ich erstaunt gefragt : wie, du singst ?! Tja, ich habe kein "S" auf die Stirn geschrieben, für "Sängerin", auch kein "W " für " Waldi " (Achtung! Waldorfschülerin) !

Wie bin ich also an die Singerei gekommen? Vorgenommen hatte ich es mir jedenfalls nie. Ich bin so ganz normal mit dem Singen in Berührung gekommen: Kindergarten, Jungschar, Kirche, Waldorfschule, Studium...und damit fing es an.

Mit 12 Jahren bekam ich den ersten Querflötenunterricht bei Doris Dietz an der Musikschule Dortmund. Nach dem Abitur traute ich mir ein Querflötenstudium an der Musikhochschule nicht zu. Also, was blieb, Schulmusikstudium an der Universität Dortmund, zweites Fach evangelische Theologie in Bochum und Wuppertal. An der Dortmunder Uni gab es dann als erstes Fach Querflöte (bei Doris Dietz, später Froese, der Dortmunder Musikschulleiterin), als zweites Fach Klavier (Holger Miehlke hatte viel Geduld mit mir), und Stimmbildung (Gertrud Dietrich-Maß hielt große Stücke auf mich).

So, und dann geht man natürlich in den Uni-Chor. Und das war was Feines! Dann strebt man höher: der Kammerchor der Uni Do unter der Leitung von Prof. Willi Gundlach. Aber da ist Vorsingen angesagt. Mit viel Glück rutschte ich dann zu J.S.Bach's h-moll Messe in den Kammerchor. Und damit fing es erst richtig an. Viele, viele Proben, vorher Einsingen, und dann: Einstudierung von Werken mit Solisten. Herr Gundlach sprach mich dann während einer Probe an : Ach, Sabine, kannst Du nicht mal die Altsolostellen üben, so für die Proben, als "Sparringspartner" ?! Gesagt, getan, und schwups, sang ich während der Proben Alt-Soli. Dann folgten die ersten kleinen Soli in Konzerten, und so nahm mein Sängerschicksal seinen Lauf.
Es folgte das erste Staatsexamen.
Referendariat an der Berufsschule: Nein, niemals!
Also, allen Mut gesammelt und ab zur Dortmunder Musikhochschule. Ich hatte inzwischen Gesangunterricht an der Musikschule bei Magarethe Väth, die auch gleichzeitig an der Dortmunder Musikhochschule unterrichtete.
Anmeldung - Aufnahmeprüfung - Bestanden - Gesangstudium - Reifeprüfung! "Achtung: Sängerin"!
Aber, darauf bestehe ich, ohne "S" auf der Stirn. Dafür liebe und lebe ich auch andere Dinge viel zu gerne. Aber davon erzähle ich ein anderes Mal. Ich bedanke mich bei meiner lieben Lehrerin Frau Magarethe Väth und meinem lieben Professor Herrn Willi Gundlach, dass sie mich entdeckt, gefördert und unterstützt haben!


Ach, und erzählt habe ich auch noch nicht, dass ich in Rom gesungen und geflötet habe, anlässlich der Kardinalsernennung meines Onkels Johannes Joachim Degenhardt.

(Quelle: Westfalenblatt Nr.45, 22.2.2001)

Ich hatte Hemmungen, zum Papst zu gehen, der Generalvikar meines Onkels sprach mir Mut zu.


Habe ich übrigens schon erzählt, dass meine Großeltern auch Sänger waren?

Meine Großmutter trat in der 30er und 40er Jahren in Essen als Konzertsängerin (Sopran) auf, mein Großvater war Hobbysänger, ein richtig guter Bariton.

Als Kind hörte ich immer gerne zu, wenn er übte: mi -mi -mi -miiiii!

Ich habe nie gelacht darüber, ich saß immer ganz still im Sessel mit angezogenen Beinen und lauschte. Und anschließend gingen wir beide mit Opas Pudel spazieren.